Sonntag, 15. März 2009

Lonely in the city

Sie weiss eigentlich gar nicht mehr so recht, warum sie diese Stadt damals so lässig gefunden hat. Viel zu lange ist sie nun schon hier und kann sich nicht mehr erinnern, wie es damals am Anfang war. Es ist regnerisch und nebelig, der kalte Wind weht heftig in ihr Gesicht, sie zieht den Schal etwas enger zu und beginnt schneller zu gehen. Dennoch hat sie kein bestimmtes Ziel und nach wenigen Metern entschliesst sie sich, ins naheliegende Cafe zu gehen, und sich aufzuwärmen. Als sie nach einem Sitzplatz sucht, ist ihr Lieblingsplatz plötzlich frei. Ein schwerer, alter Ledersessel mit hoher Lehne. Viele Stunden hat sie nun schon in diesem Sessel verbracht, wieviele Stunden war sie darin glücklich? War sie etwa die meiste Zeit doch sehr einsam? In Gedanken meist bei ihm. Zu lange nun waren sie schon getrennt, zu lange haben sie voneinander nichts mehr gehört, zu lange plagte sie die Sehnsucht, ihn zu sehen, ihn einfach anzurufen… Als sie die Handtasche öffnete um ihr Mobiltelefon herauszunehmen, war sie bereits enttäuscht. Das kleine Lämpchen, das normalerweise bei erhaltener Nachricht leuchtete, war verstummt. Keiner hatte sich bisher heute gemeldet, es war doch Wochenende. Seit Jahren war sie nun bemüht soziale Kontakte hier zu pflegen – erfolglos! Die Leute hier verhielten sich nach wie vor sehr distanziert zu ihr. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Bob, der junge Kellner sie mittlerweile etwas lauter fragte, was sie denn zu trinken möchte. Sie dürfte so in Gedanken versunken gewesen sein, dass sie nichts um sich herum wahrnahm.
"Einen Cafe Latte bitte"
Wortlos drehte er sich um und ging wieder. Eine höfliche Erwiderung und ein Lächeln gab es hier nicht. Sie packte ihr Buch aus und begann zu lesen. Es handelte von einer Frau, die in ihrer Heimatstadt ein Restaurant aufmachte und die verschiedensten Geschichten Ihrer Gäste, die letztendlich irgendwie zueinander finden. Detailgetreu waren die Einkäufe der Restaurantbesitzerin auf den Ihr so vertrauten Märkte beschrieben. Sie schloss die Augen und fühlte sich plötzlich zurückvesetzt in die Vergangenheit an Ihrem Lieblingsmarkt. Ein paar Jahre zuvor waren sie beide hier noch so glücklich gewesen. Sie schienen einfach so unzertrennlich. Sie saßen an einem wunderschönen Herbsttag in der Sonne in Ihrem Lieblingscafe und unterhielten sich – so angeregt und ungeduldig – so, als würde Ihnen die Zeit davonlaufen. Sie sprachen aufgekratzt und immer schneller, um ja keine Zeit zu verschwenden. Sie sog seine Worte und sein Lachen auf wie ein Schwamm. Sie war glücklich und sie konnte sich damals nie und nimmer vorstellen, dass dies je enden würde…
Als sie die Augen öffnete stand Ihr Kaffee bereits vor ihr am Tisch. Wieder scheinbar wortlos hatte Bob ihr den Kaffee hingstellt und sie fragte sich, woran es liegt, dass sie sich so einsam fühlt, ihr die Freunde aus der Heimat so fehlen und sie hier keine findet? Liegt es an ihr, an Ihrem typischen Akzent, der verrät, dass sie keine Einheimische ist, die Andersartigkeit oder aber ob es einfach die unterschiedliche Kultur hier in diesem Land ist? Sie nahm ihre Tasse und hielt sie einige Minuten in ihren Händen fest um sich etwas aufzuwärmen. Es war für diese Jahreszeit viel zu kalt. Sie hatten Mitte April, die Knospen wollten immer noch nicht spriessen und der Frühling wollte heuer nicht und nicht kommen. Vielleicht weil es in ihrem Herzen genauso aussah? Die Wärme wollte nicht in ihr Herz treten, sie war einsam. Sie blickte erneut auf ihr Telefon und lächelte. Das Lämpchen!!! Es blinkte wie verrückt und noch nie hatte sie sich so wahnsinnig über ein grün blinkendes Lämpchen gefreut… Als sie die erhaltene Kurzmitteilung las, blieb ihr beinahe das Herz stehen…

1 Kommentar:

  1. Hello Andy...
    Ich habe Ihr Blog von Ihrem Flickr Profil gefunden, hoffe ich, dass es in Ordnung ist, dass ich „hallo“ sage!


    Einmal ist keinmal. Mobiltelefon ist scheisse.
    (auch mein Deutsch :)
    Heimat ist ins das Herz...

    Jeder redet, aber niemand hört zu; unsere Kultur ist ungehobelt geworden, weil wir nicht wissen, wie einfach, in einem gegebenen Moment ZU SEIN, mit anderen Leuten und zu sein, hat Erwartungen und Fehlvorstellungen nicht.

    Wenn ich Ihr Kellner war, hätte ich ein groß Lächeln--wie könnte ich nicht? Ich hoffe, dass Feder mit Ihnen jetzt, die erblühenden Blumen ist.

    I assure you, my English is much better.

    Seien Sie gut,
    Eric

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